Bern kolonial

Bern kolonial

Hintergründe und Wurzeln sichtbar machen

Bern hat wie andere Schweizer Städte eine koloniale Vergangenheit, die sich an verschiedenen Orten bis heute fortsetzt. Der Online-Stadtplan versucht eine Art Bestandesaufnahme von sichtbaren und unsichtbaren kolonialen Spuren in Bern vorzunehmen.

Für viele Menschen ist es heute ein Bedürfnis, mehr über koloniale Erfahrungen zu erfahren, sie zu sammeln und sichtbar zu machen. Das äussert sich auf verschiedene Weise: durch politische Vorstösse oder soziale, künstlerische oder akademische Bewegungen. Wer sind wir? Welchen Platz nehmen wir in der Welt ein? Je nachdem bekommt der Kolonialismus unterschiedliche Bedeutungen. Für die globale Mehrheit der Menschen stehen 400 Jahre Kolonialismus für Sklaverei, Vertreibung, aufgezwungene Sprachen, Geschlechternormen oder Religionen, Unterdrückung, Assimilation aber auch vielfältigste Formen des Widerstands. Dazu gehört auch der Rassismus als Rechtfertigung für das kolonialistische Handeln. Bei Cooperaxion sind wir überzeugt, dass es für eine humanere und gerechtere Gesellschaft notwendig ist, solche Zusammenhänge zu erkennen.

Das koloniale System und die Sklaverei entmenschlichten nicht nur die Betroffenen, sondern auch die Handelnden und ihre Nachkommen. Ungleichheiten wurden normalisiert und formten Hierarchien. Auf dieser Webseite finden Sie hilfreiche Einführungen in die Thematik:

  • Im Glossar finden Sie eine Zusammenfassung, was die Kolonialzeit alles beinhaltete.
  • Die Plakate der Ausstellung «Auf den Spuren einer verdrängten Geschichte» von Cooperaxion geben ebenfalls einen kompakten Einblick und weisen auf viele Themen hin, die mit dem Kolonialismus und dem Dreieckshandel zusammenhängen.
  • Wenn Sie sich für die Quellen der vorliegenden Texte und Literatur zu den jeweiligen Themen interessieren, finden Sie die entsprechenden Angaben in der Bibliografie der entsprechenden Spur zugeordnet.

Der Online-Stadtplan www.bern-kolonial.ch blickt hinter Fassaden und zeigt vielfältige Spuren kolonialer Verstrickungen und rassistischer Hintergründe in Bern. Plötzlich können wir die Bundesstadt aus neuer Perspektive betrachten. Sie erzählt uns viele mehr oder weniger verdrängte Geschichte(n). Denn das koloniale Erbe der Schweiz wirkt bis heute.

Warum ist es wichtig, über die koloniale Schweizer Geschichte zu sprechen, über eine Zeit, bevor die heutige Schweiz existierte?

In der Geschichte finden wir die Grundlagen unseres politischen Systems, die Entstehung der Institutionen, die Anhäufung des Reichtums, die Art und Weise, wie unser Selbstbild geprägt wurde. Es ist unmöglich, über diese Geschichte zu sprechen, ohne sie im globalen System von Austauschbeziehungen und Verstrickungen zu sehen. Denn zur Geschichte von Bern gehören auch Verbindungen zu Südafrika, Brasilien, Liberia, die Aymara oder die Tuscarora …  Bern ist wie die ganze Schweiz seit Jahrhunderten weltweit vernetzt.

Der Online-Stadtplan von Bern ist eine Pionierarbeit, um die koloniale Vergangenheit europäischer Städte sichtbar machen – vor allem in Deutschland bestehen ähnliche Initiativen. Allerdings ist auch die Form des Stadtplans kritisch zu betrachten: Denn selbst die Gestaltung der heutigen Karten ist mit Macht und Hegemonie, Zentrum und Peripherie, Inklusion und Exklusion verbunden. Auch die verwendeten Symbole, Zeichnungen und das Wissen dahinter sind mit entsprechenden Werten aufgeladen. Eigentlich ist es unmöglich, eine fertige, entkolonialisierte Karte anzubieten …

So bleibt Cooperaxion die Vision, dass Bern-kolonial gemeinsam weiterbearbeitet werden kann. Wir laden unsere Besucher*innen ein, eigene Spuren zu melden, Hinweise und Ergänzungen einzugeben, Ideen vorzuschlagen. So können neue Beiträge entstehen und sich weitere Ansichten entwickeln.

Wir wünschen Ihnen und uns spannende Entdeckungen und neue Perspektiven. Wir freuen uns über Ihr Interesse und auf Reaktionen, Ideen und Vorschläge zu www.bern-kolonial.ch !