
COOPERATIVE ACTION!
Brasilien: Von Codó in Maranhão bis Petrópolis
Cooperaxion engagiert sich in Brasilien in in verschiedenen Projekten mit lokalen Partnerinnen und Partnern: Einerseits im ländlichen Gebiet von Codó in Maranhão, andererseits in der Grossstadt Petrópolis im Bundesstaat Rio de Janeiro. In beiden Gebieten geschieht viel Arbeit in den sogenannten Quilombos, den Dörfern der Nachfahren von versklavten Menschen, die noch heute zu den benachteiligten Volksgruppen in Brasilien gehören.
Babaçu Plus
Knacknüsse der Selbstbestimmung
Der Nordosten Brasiliens wird bis heute von Nachfahren afrikanischer Sklavinnen und Sklaven bewohnt, oft leben sie unter der Armutsgrenze. Im Hinterland leben sie in sogenannten Quilombos, Dorfgemeinschaften, die im 18. Jahrhundert von geflüchteten oder freigelassenen Sklavinnen und Sklaven gegründet wurden. Ein Projekt zur Verarbeitung der Babaçu-Nüsse im Bezirk Codó des Staates Maranhão stärkt lokale Dorfgemeinschaften, fördert die Selbstversorgung und schützt natürliche Ressourcen.
Mit Workshops die Seifenproduktion verbessern

Seit 2015 verbessern die Mitglieder der Kooperative ihre Techniken zur Herstellung von Seifen aus Babaçu-Öl, damit ein grösserer Mehrwert lokal erzeugt werden kann. Sie konnten etwa die Seifenproduktion professionalisieren, indem das Herstellungsverfahren auf den Verwendungszweck der Seife angepasst wurde.
Aus dem Öl der Nussknackerinnen werden auch in Bern immer wieder Seifen hergestellt. Aus dem hochwertigen Rohstoff entsteht bei der Seifenmanufaktur BBlubb eine qualitativ hervorragende Seife.
Muster der Produktionen in Brasilien und aus Bern sind immer wieder in der Geschäftsstelle von Cooperaxion in Bern erhältlich.
Eine Knacknuss mit Potenzial

Seit Jahrzehnten ist die Babaçu-Nuss Symbol für die regionale Frauenbewegung und die Rechte der Kleinbauern. In Maranhão bestreiten schätzungsweise 400'000 Personen ihren Lebensunterhalt mit dem Aufbrechen und Verarbeiten der harten Nuss, die nur in dieser Weltregion vorkommt. Die Nüsse dieser wild wachsenden Bäume dürfen überall von Kleinbauernfamilien geerntet und genutzt werden. Das Potenzial der Babaçu ist enorm und es kann noch viel weiter ausgebaut werden.
Cooperaxion hat zum Beispiel eine Ölmühle für die Nussknackerinnen finanziert, ihren Zusammenschluss in einer Kooperative gefördert und investiert in Bewusstseinsbildung, Produktentwicklung und Marktzugänge rund um die Babaçu-Produkte. Die Projekte stärken die lokale Wirtschaft und das Selbstbewusstsein der Menschen in den Quilombos, den Dörfern der Schwarzen Menschen in Brasilien.

Mehr Informationen zum Babaçu-Projekt finden Sie im aktuellen Projektantrag und dem letzten Projektbericht
Onilé
Kampf um die Anerkennung des Landes
Onilé

Bei Projektbesuchen erzählen die Einwohnerinnen von Três Irmãos, Queimadas, Montabarro und andern Quilombos von ihren Erfahrungen in Landkonflikten. Nicht nur Drohungen gehören seit Jahren zum Alltag der Quilombolas. Familien werden zum Wegzug gezwungen, von Pistoleros bedroht und müssen dann grosse Teile ihrer Reis- und Maisproduktion abgeben. Deshalb unterstützt Cooperaxion hier Rechtsberatungen, finanziert Anwaltskosten und engagiert sich gemeinsam mit der katholischen Pastoral da Terra für diese benachteiligten Dörfer, Gruppen und Familien.
Einstehen für Menschenrechte
Mehr Informationen zum Projekt Onilé finden Sie hier:
Petrópolis



Dem Leben dienen - für die Menschenrechte in Brasilien
Das Zentrum für die Verteidigung der Menschenrechte in Petrópolis wurde im November 2018 zu einem neuen Partner von Cooperaxion. Zu verdanken haben wir dies einem grosszügigen zweckbestimmten Legat zugunsten der Projekte des weltberühmten Befreiungstheologen und Philosophen Leonardo Boff. Er gründete das CDDH – Centro de Defesa de Direitos Humanos 1979 unter dem Motto «dem Leben dienen», um in der Region Petrópolis das Engagement für die Menschenrechte zu stärken - noch heute ist er Präsident der Organisation. Hier gehören der christliche Glauben und das soziale Engagement eng zusammen.
CDDH engagiert sich aktiv gegen die Verletzung von Menschenrechten. Erschwert wird diese Arbeit durch die aktuelle Kriminalisierung sozialer Bewegungen. Die Regierung Bolsonaro bekämpft massiv kirchennahe Organisationen samt der Befreiungstheologie und bespitzelt katholische Würdenträger. So ist Brasilien heute für Menschenrechtsorganisationen und für Menschen benachteiligter Gruppen das wohl gefährlichste Land der Welt.
CDDH besteht aus einer interdisziplinären Gruppe von Fachleuten mit unterschiedlichem Hintergrund. Es vereint fünf Projekte:
- «Widerstand in der Krise» richtet sich an junge Menschen, die in gefährdeten Gemeinschaften leben.
- «Brot und Schönheit» begleitet die obdachlose Bevölkerung von Petrópolis und bietet Raum für Grundbedürfnisse. Dazu Alphabetisierung, Berufsbildung und
Rechtsberatung. - «Wohnen» ist eines der ältesten Angebote und besteht aus der rechtlichen Beratung von Wohnungssuchenden.
- «Aufblühen» bringt durch Workshops jungen Menschen aus Randgemeinden Kunst, Bildung, Theater, Staatsbürgerschaft und Umweltschutz sowie nachhaltige
Wirtschaftspraktiken näher. - «Volksrechtsberatung – Staatsbürgerschaft und Landrecht» bietet den Gemeinden Rechtshilfe, fördert die kritische Reflexion und trägt zur vertieften
Auseinandersetzung mit Menschenrechten bei.
Die Zusammenarbeit von Cooperaxion mit CDDH basiert auf dem erwähnten Legat. Angesichts der übereinstimmenden Anliegen beider Organisationen wächst die Zusammenarbeit organisch. Beide begleiten und unterstützen traditionelle und benachteiligte Gemeinschaften und engagieren sich für soziale Gerechtigkeit.
Hier geht es zur Webseite von CDDH in Brasilien.